Mittwoch, 26. Juni 2019

Lagerresümee: Convenimus Saeculo XIII 2019 auf der Brandenburg Ruine

Disclaimer: Die hier erwähnte Veranstaltung hat knapp 10 Tage gedauert. Der Beitrag spiegelt selbstverständlich - wie immer - meine subjektive Sicht wieder und könnte Spuren von Wirrwar und Chaos enthalten. Zukünftig werde ich diese anders handhaben, aber dieses Mal müssen die werten Leser damit leben! Und Ja, es ist viel Text und entgegen der nahe liegenden Vermutung ist dies trotz allem schon eine Kurzfassung.

Mal was anderes zur Abwechslung. Vom 15. - 23.06.2019 fand eine etwas andere Veranstaltung statt. Zum einen war es meine erste so lange Veranstaltung. Einige innerhalb meines Bekanntenkreises haben ja schon länger gelagert, aber das war immer eher angehangen. Freundlicherweise durfte man den Stellplatz, den man für eine gewöhnliche Wochenendveranstaltung bezogen hat auch noch privat nutzen. Von so einer Art Veranstaltung und verlängerter 'Lagerzeit' rede ich hier nicht.
Das Convenimus Saeculo XIII ist als Projektwoche konzipiert gewesen. Zum Ende hin gab es sozusagen für 4h die Möglichkeit für Besucher ("Touris") das Gelände zu besuchen und für uns im Gegenzug unsere 'Ergebnisse' der Projektwoche zu präsentieren. Entsprechend war das kein 'Mittelalterurlaub' mit Rumlümmeln auf der Bank oder ähnliches, sondern tatsächlich schon eine Weiterbildungsmöglichkeit. Natürlich konnte man sich auch erholen, aber es war dann doch was anderes. 

Nehmen wir zum Beispiel die Essenssituation.
Da ich aus Erfahrung weiß, dass meine Kühlakkus bei sommerlichen Themperaturen bestenfalls (optimistisch) zweieinhalb Tage halten, war mir klar, dass 9 Tage völlig außer Frage standen. Davon abgesehen habe ich beim Packen der Provianttruhe auch gesehen, dass ich vor zwei Wochen nach Rothenhain vergessen hatte die Kühlakkus wieder in den Gefrierschrank zu legen. Damit war das Thema auch schon im Keim erstickt. Einige hatten Kühlakkus mit und die bei den Ortsansässigen immer wieder einfrieren lassen. Daran hatte ich nicht gedacht und hätte es auch nicht ernstlich in Betracht gezogen, ehrlich gesagt, selbst wenn ich es vorher gewusst hätte. Da ich auch gar nicht daran gedacht hatte vorab vielleicht Saft einzufrieren, war ich dann komplett ohne Kühlakkus losgefahren. Da irgendwann die Styroporbox mal gereinigt werden musste, ich sie deshalb aus der Truhe entfernt hatte und sich in der Zwischenzeit die Truhe etwas verzogen hatte, habe ich nicht wieder versucht die Box da rein zu prügeln. Stattdessen habe ich seit letztem Sommer meine asbach-uralte Kühlbox aus Kunststoff reingestellt. Die hat erstaunlicherweise trotz fehlender Kühlakkus etwas gebracht.Die Temperatur war soweit reguliert, dass die Butter nicht zerflossen ist. Was man von der Buttertrine nicht sagen kann. Allerdings hatte ich diese Erfahrung schon letztes Jahr gemacht und damals schon festgestellt, dass es schon sehr hilft, wenn man die Buttertrine noch mal komplett in einen Eimer Wasser stellt. Steht besagter Eimer im Schatten, ist sie sogar ziemlich fest. Ansonsten einfach nur weich, aber nicht flüssig.
Währenddessen waren andere schon weiter. Ich hatte noch überlegt so einen Erdkühlschrank könnte man ja ausheben... so wie wir das damals bei den Pfadfindern mal gemacht haben. Allerdings besitze ich keinen Spaten, den ich 300km weit hätte karren können. Aber andere hatten tatsächlich einen Spaten mit. Dann haben sie noch einen 'Kugeltopf' (Blumentopf) nebst einem 'Deckel' mitgebracht, den zu 2/3 eingebuddelt und zwischen Deckel und Topf noch ein feuchtes Leinentuch gelegt. In der Praxis war das dann doch nicht so effektiv, wie man sich das erhofft hat. Die Vermutung wurde geäußert, dass der Topf ggf. nicht offenporig genug gewesen sein. Eventuell wäre ein nicht gesinterter Topf dafür besser geeignet. Man hat schon überlegt, sich da an Ilja Frenzel zu wenden, um geeignete Behältnisse hierfür zu produzieren.

Man ist aber irgendwie automatisch zum mittelalterlichen Essensrhythmus übergegangen. Vielleicht ein Häppchen als Frühstück, tagsüber eher was kleines snacken und dann gegen Abend wurde gekocht. Keine 3 oder 5 Mahlzeiten, aufwändig mit allem drum und dran.

Es standen natürlich sanitäre Einrichtungen zur Verfügung. Anfangs war ich etwas skeptisch, ob der Anzahl, jedoch war das völlig unbegründet. Selbst Duschen waren vorhanden. Allerdings waren wir am Mittwoch mit einem Teil der Leute im Gerstungener Freibad und haben uns dort abgekühlt. Einige waren in Eisenach im Schwimmbad. Ich kann allerdings nicht sagen, dass die Leute ständig Duschen waren, noch dass mir irgendjemand begegnet wäre, der übermäßige körperliche Ausdünstungen verströmt hätte. Und das, obwohl wir ja schon teilweise die wollenen Kleider getragen haben. An den wirklich heißen Tagen war die Mehrheit aber nur in 'Unterwäsche' unterwegs. Ich habe mich davon nicht beeirren lassen und bin brav in meinem Zwiebellook rumgelaufen. Natürlich war das warm, aber es war auszuhalten. Nur in Leinenkleidern ist natürlich angenehmer als in Wollkleidern. 

Nachdem ich herausgefunden habe, dass man Leinen durchaus mit Pflanzen färben kann, das nur ggf. etwas aufwändiger, und nicht ganz so farbintensiv wie auf Wolle wird, habe ich mir sogar farbiges Leinen bestellt und vor der Veranstaltung im Hauruckverfahren ein Kleid zugeschnitten und die gröbsten Sachen schon mal mit der Maschine genäht gehabt. Allerdings ging mir dann irgendwann die Zeit aus und ich habe den Kleiderbausatz einfach mitgenommen. Dann hat man auch was zutun. Am Ende bin ich am Beleg für den Kragen fast verzweifelt. Da ist also ein eigentlich fertiges Kleid, bis auf den Kragen... :-/ Ich hatte für einen ärmellosen Surcot auch noch hellroten Leinen Stoff (nannte sich Rost, seh ich jetzt nicht unbedingt) dazu gekauft, da hatte ich sogar schon mal den Schnitt aufgemalt, aber noch nicht zugeschnitten. Den hatte ich auch mit. Das einzige, was dieser Stoff in der letzten Woche gemacht hat, war als Unterlage im Schwimmbad zu dienen ^^; Jedenfalls werde ich dann demnächst wohl mal ein bisschen wühlen. Vielleicht hat man ja irgendwo farbiges Leinen gefunden. Mehr als nur einzelne Fäden oder eine Borte oder sowas kleines. Dann sind doch alle zufrieden.

Was allerdings wirklich anders war, dass nicht ein vereinzelter Workshop angeboten wurde, sondern tatsächlich für die Woche vor dem Tag der offenen Tür für die Besucher jeden Tag Programm war für uns Teilnehmer. Jeden Tag gab es einen anderen Vortrag und Workshops. Das Konzept hat mir persönlich sehr gut gefallen. An den Vorträgen habe ich jetzt nicht Teil genommen, aber zwei Workshops habe ich mir gegönnt. Einmal  zum Pflanzenfärben - wobei ich da abbrechen musste dank der Temperaturen - und zum Filet Netzknüpfen. Das war sehr interessant und ich denke, das werde ich mal ausprobieren. Ist ja nicht so, als hätte ich nicht schon genügend andere Baustellen, aber das hat mich immer schon interessiert. Ich werde den Knoten auf jeden Fall mal für mein neues Gemüsenetz ausprobieren XD Da kann ich auch mit einem normalen kleinen Webschiffchen arbeiten.

Am ersten Sonntag hatte es dann in der Nacht und am Morgen geregnet. Ich habe mich von dem geprassel einlullen lassen, in der völligen Gewissheit, dass mein Zelt ja dicht ist. Ein dichteres Zelt als meins, hat keiner, habe ich ja schon mal berichtet, oder? Und da ich am Hang stand, die Bodenplane extra nicht rausgeschaut hat, war ich sicher, dass alles Regenwasser wenn unter der Plane ablaufen würde. So war die Theorie. Bei genauem betrachten, tropfte der Regen von der Zelthaut und dank der Neigung war da noch ausreichend Bodenplane in Reichweite, um darauf zu tropfen. Das Ergebnis waren Nasse Felle auf dem Boden. Als ich aufwachte, war die Kuh glänzend und ich habe mich da noch drüber gewundert. Als meine Füße dann nach dem Aufstehen nass waren, war mir alles klar. Ich habe dann die oberen Heringe aus der Bodenplane gezogen und sie eingeschlagen und anschließend die Böcke meines Faketischs reingeholt um die Kuh darauf zu trocknen. Die hat fast zwei Tage gebraucht um wieder trocken zu werden, da ich sie nicht in die pralle Sonne stellen wollte. Die Dammwildfelle ziehen ja schon Luftfeuchtigkeit, dafür waren sie aber erstaunlich trocken. Lediglich dort, wo die 'Flüsse' über den Boden, durch Falten in der Plane gelenkt, flossen, waren die nass. Ich hatte gar nicht genug Ablagefläche um die wieder zu trocknen. Also sah es aus wie kurz vor Abbau. Danach habe ich mich wieder ins Bett gelegt und überlegt, was hast du für das Zelt bezahlt, was für die Stangen, die Bodenplane, Heringe, Porto...  und habe ernstlich überlegt, für wie viel ich das Zelt weiterverkaufen könnte. An sich ist es ja kein schlechtes Zelt, allerdings entspricht es natürlich auch nicht meiner Vorstellung - egal. Alles andere war glücklicherweise trocken geblieben. Nachdem die Plane eingeschlagen war, war auch das Problem behoben und es gab keine weiteren Zwischenfälle dieser Art.

Dank der Schräge, die wohl die ausgeprägteste Schräglage die mir bisher untergekommen ist, war die Schlafsituation auch nicht optimal. Ich  musste was Feldbett unterfüttern mit dicken Feuerholzklötzen. Am ersten Abend hatte ich noch überlegt, ob ich mein Isomattenverhüterlie nicht mit Stroh füllen wollte - es stand Stroh zur Verfügung und ich hatte viele fleißig ihre Strohsäcke füllen sehen - und hätte dann ggf. das Feldbett und alle Kisten im Auto gelassen. Ich war kurzfristig sehr experimentierfreudig. Aber Sonntagmorgen, nachdem ich die nassen Felle gesehen habe, war ich froh, dass ich das doch nicht durchgezogen hatte. Ein breiteres Bett wäre aber nach wie vor schön.

Insgesamt habe ich diesmal etwas flexibler  mit der Zeltaufteilung gearbeitet. Durch die längere Dauer ist mir aufgefallen, dass ich im Zelt dringend eine Ablagefläche bräuchte. Bisher habe ich immer auf einer der Korbtruhen, oder der Provianttruhe abgestellt, was auch immer ich gerade nicht in der Hand halten wollte. In dieser Woche habe ich von A nach B und zurück geräumt. Ich kann durchaus verstehen, weshalb man irgendwann auf die Idee kam eine Truhe auf die Seite zu stellen und man sie damit jederzeit öffnen kann. Als ich dann meinen Tisch reinstellen wollte, hätte ich tatsächlich alles im Zelt rücken müssen und das war mir wieder zu aufwändig. Theoretisch könnte das passen. aber ein kleinerer, wie ihn ein Pärchen bei uns schon im letzten Jahr dabei hatte, würde für im Zelt ja völlig ausreichen.
Dazu dann eine passendere Sitzgelegenheit und zack! Schon macht das was mehr her. Meinen bestenfalls spätmittelalterlichen Scherenstuhl muss ich ja nicht ewig mitschleppen. Da ich auch so talentbefreit bin, ist der gerade auf der Schräge wirklich teilweise etwas mehr als wackelig gewesen. Das kann im wahrsten Sinne des Wortes nach hinten los gehen. Die Standfläche ist einfach zu klein. Einen Scherenhocker mit vier Füßen statt zwei 'Leisten' wäre vielleicht schon deutlich stabilder, schätze ich. Ein Teilnehmer aus Franken hat den Vogel was das Thema Stuhl angeht ja abgeschossen. Der gute Mann hat sich von Oktober bis jetzt in seiner Freizeit in seinem Bastellkeller verkrochen und einen komplett beschnitzten, und bemalten Stuhl produziert. Inklusive vieler Wappen. Mit Stoff bezogen etc. pp.. Da hieß es nur noch, der mit dem Stuhl. Oder es war die Rede vom Pornostuhl. Ja, Mittelalterdarsteller können schon mal komisch sein. Als wir vorbeikamen, um uns selbst von der Existenz dieses Fleißstücks zu überzeugen, brachte er ihn schon nebst einlaminiertem Foto des mittelalterlichen Originals aus dem Zelt. Es wird wohl in dieser Form ein Einzelstück bleiben, da seine Frau Gemahlin von seiner andauernden Abwesenheit nicht begeistert war ^.^

Auch andere nette Darsteller habe ich dort kennen gelernt und viele neue Kontakte geknüpft. Aber das ist ja irgendwie meistens so, oder? Es gab viel Inspiration und ich verneige mein Haupt vor all den fleißigen und detailgetreuen Darstellern. Ihr seid meine Vorbilder, euch will ich nach eifern. Ja, zugegeben, bei mir dauert es was länger aus den unterschiedlichsten Gründen. Doch jetzt, wo ein Grundstock da ist, brauche ich keine schnellen Krücken mehr. Die können jetzt hoffentlich nach und nach ausgetauscht werden.

Wo wir bei dem Thema Austausch sind. Meine blaue Knutschkugel ist zwar frisch mit TÜV Plakette versehen, jedoch macht sie bedenkliche Geräusche. Ich kann nur hoffen, dass sie die zwei Jahre noch durchhält. Andernfalls suche ich mir einen ollen Polo oder so mit TÜV für kleines Geld und spare lieber für ein 'richtiges' Auto. Wir alle wissen wie richtige Autos aussehen: Kombi mit Anhängerkupplung. XD Transporter oder LKWs sind für den Alltag einfach unpraktisch. Ggf. muss ich dann kurzfristig reduzieren um auch in einem Kleinwagen noch lagerfähig zu bleiben. Ich werde abkotzen, aber wat mut, dat mut.


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