Montag, 9. August 2021

Der stille Endgegner - MOTTEN!

 Wir haben ja alle jetzt größtenteils fast 2 Jahre Mittelalter Abstinenz hinter uns. Und nachdem ich mich ein wenig ausgeweint hatte, habe ich erfahren, dass es vielen nicht besser ergangen ist.

Was ist passiert? Motten. Motten sind passiert. Ich habe Lebensmittelmotten gehabt, und die wirklich in der ganzen Wohnung erlegt. Die Schränke ausgeräumt, ausgewaschen, so viel weggeworfen... Ich hatte sogar schon Schlupfwespen eingesetzt. Allerdings hatte ich die Mittelaltervorräte nicht mitbedacht. Natürlich waren sie da auch drin und haben sich dann von dort immer wieder ihren Weg gesucht.

Das war lästig, jedoch nicht der Grund, weshalb ich mich ausweinen musste. Vor lauter Lebensmittelmotten, sind die Kleidermotten gar nicht aufgefallen. Die haben sich also anscheind die ganze Zeit über ungehindert an meiner Gewandung vergangen.


Stadtrechtsfeier Gelnhausen 2015

Der ein oder andere mag sich noch daran erinnern, wie ich über Monate mühselig an ein paar nadelgebundenen Strümpfen gearbeitet habe. Da war ich dran, als wir zuletzt in Nassau bei der Burgbelebung waren 2014 und bei der Stadtrechtsfeier in Gelnhausen 2015 war ich immer noch nicht fertig.

Jetzt ist in einem der Strümpfe ein etwa 2€ großes Loch. Ich habe noch keine Ahnung, wie oder ob ich das flicken kann. Ich weiß, dass flicken grundsätzlich möglich ist, aber ICH hab es bei nadelgebundenen Stücken noch nocht praktiziert und möglicherweise habe ich da einen Knoten im Hirn. Zumal das Anfilzen z.B. bei dieser Wolle nicht gut funktioniert hat und ich die einzelnen Fädenalle aneinander geknotet habe. Ja. im Strumpf sind an die 100 Knoten. Ein Meter Wolle hat knapp 1,5 Runden gereicht. Es sind sehr, sehr viele Runden.

Dann hatte ich noch diesen Pilgerbeutel. Genau genomen habe ich zwei. Äh, hatte ich wohl eher zwei. Der hübschere hat einzelne kleine Löcker. Der ist auch mit Leinen gefüttert. Der andere ist aus den Metern über Metern an weißem Wollköper entstanden, die ich über hatte. Das Modell war auch etwas größer und nicht gefüttert. auch der Tragegurt war aus dem Stoff gefertigt. Zugegeben, gerade der Tragegurt war eher  eine kreative Umsetzung, aber es hat insgesamt ja funktioniert. "Nicht schön, aber selten" hätte mein Opa gesagt. Nun ja, das ganze ist so durchlöchert, die Löchter teilweise so groß und der Träger am Ansatz schon zu mehr als 2/3 zerfressen, die Tasche ist um. Auf dem Foto erkennt man es nur ansatzweise, aber eines der Löcher ist fast 5€ Schein groß.

Auch die Kleider haben gelitten. Allerdings nicht das Blaue 'Hebammen' Kleid. Vorher, durch Funkenflug, hatte ich schon den starken Verdacht, dass man mir da keinen reinen Wollstoff verkauft hat. Inzwischen sehe ich es als erwiesen, dass hier ein beträchtlicher Anteil Synthetik mit verarbeitet wurde. Zur Sicherheit habe ich das Kleid aber gebügelt, um mögliche Motteneier abzutöten. Ja, es war etwas heikel das Kleid zu bügeln. 

Ich hab auch noch nie vorher meine Mittelalter Sachen gebügelt. Ich bin grundsätzlich kein Fan vom Bügeln. Ich verstehe Menschen nicht, die alles nach dem Waschen bügeln. Das wird ja vom Hängen im Schrank doch wieder irgendwie faltig. Dann muss ich es ggf. noch mal bügeln. Nene, ich bügele wenn überhaupt noch für Bewerbungsgespräche oder Feiern und dann auch nur unmittelbar davor.

 

Bevor ich also irgendwelche anderen Projekte angehe, werde ich dann meine kompletten Klamotten durchsehen, ausschütteln, waschen und anschließend einzeln in Kleider Säcken im Kleiderschrank im Keller mit Mottenpapier aufhängen. ... Ach ja, und stopfen.

Wie gut, dass ich eh ein neues Kleid für die Veranstaltung "Jagd im Mittelalter" nähen wollte. Wobei ich den Stoff erstmal kontrollieren muss, ob er nicht auch längst angefressen wurde.