Montag, 31. Juli 2017

Zeltbemalung?

Nun, immer öfter sieht man neben den weißen Baumwollzelten auch die dem Mittelalter getreueren Leinenzelte. Von verschiedenen Leinenzeltbesitzern ist mir nur einer persönlich bekannt, dessen Zelt nicht dicht ist und einer über Erzählungen. Mehr als doppelt so viele mir persönlich bekannte Leinenzelte sind dicht.

Aber was man auch nun öfter zu sehen bekommt sind bemalte Zelte. Dazu gibt es ja genügend Vorlagen. Da meldet sich schon mal die künstlerische Ader in mir, das kannst du auch. Und hübsch sieht es aus. Und buuuunt! Nicht mehr so 08/15. - Ach, was mir da alles durch den Kopf geht!
Aber womit? Eigentlich sollte es ja egal sein, da das Zelt eh aus Baumwolle ist.... aber nein.

Und dann kommen andere daher und leisten den Bärenanteil der Arbeit. Man muss ja nicht immer das Rad neu erfinden!

Also wie gesagt, mich juckt es in den Fingern. Da ich eh nicht so glücklich mit meinem Zelt bin wegen einiger Details hab ich ja schon ausreichend bekundet. Aber ob es die Mühe wert ist, sich die Arbeit zu machen ein Zelt, mit dem ich eh nicht so zufrieden bin zu bemalen? Besser wird es davon meines Erachtens nicht.

Und dann bereue ich es nicht doch ein Leinenzelt gekauft zu haben. Dabei habe ich das ganze realistisch sehen wollen, von wegen alleine auch im nassen Zustand verladen können und so.
Aber hätte ich ein Leinenzelt, ich würde vermutlich 3 Jahre drüber nachdenken, ob und wenn ja wie genau ich es bemale. Dann die Materialien beschaffen, den Quark vermutlich alle 3 Monate im Kühlschrank austauschen und am Ende wäre ich immer noch verunsichert, ob ich das wirklich tun sollte, weil das Zelt ja so verdammt teuer war (sind sie das nicht immer?) und was wenn ich da absoluten Murks mache?! Kann ja passieren. Bin ja schließlich nur menschlich.
Innerhalb der 3 Jahre würde ich aber vermutlich die dazugehörige Recherche immer wieder vor mir her schieben. Auch wenn selbst dort andere schon den Löwenanteil der Arbeit geleistet haben. Aber ich wäre misstrauisch, ob das auch so rechtens ist, oder ob da nicht geschludert wurde, ob die Datierung stimmt, die regionale Zuordnung... und ich würde dann noch mal 3 Jahre ins Land ziehen lassen und dann? Vielleicht würde ich es in einem Anflug von blindem Aktionismus umsetzen. Mit unsicherem Ausgang.

Also: keine Zeltbemalung für das Baumwollzelt, schätze ich. 

Montag, 24. Juli 2017

Eine historische Grundlage für meine Darstellung (oder auch nicht)

Also, der Mittelatervirus hat sich schleichend vom Oktober 2001 bis zum folgenden Oktober 2002 bei mir eingenistet. Natürlich war das meine absolute GroMi Phase. Ich habe vermutlich jedes Klischee, jeden Faux Pas, jede noch so simple Kleinigkeit mitgenommen, die einem leidenschaftlichen Geschichtsdarsteller die Nägel einrollen lassen und akute Kopfschmerzen bereiten wegen der ganzen headset-desk Kontakte. Ehrlich, ich gebe es zu. Ok, einige Sachen konnte ich schlicht in Ermangelung der nötigen finanziellen Mittel nicht mitmachen. Also ich habe nie mein tolles Pannesamt Kleidchen bekommen, weil ich keine 180€ hatte. Die sind schließlich für das erste Schwert drauf gegangen (fast).

Aber ich hab dann bald angefangen zu lesen. Und herausgefunden, dass Pannesamt eh nix ist. Aber Tütenärmel mussten es trotzdem sein. Also nach der obligatorischen leinenen Hemdbluse (analog zum Piratenhemd beim Mann) und der schwarzen Jeans, hat meine Oma (gelernte Schneiderin) mir dann ein Kleid genäht - zugegeben aus irgendeinem Polytierchen oder so, aber he, man nimmt was man kriegen kann, schließlich war es unter den Vorwand des Abiabschlussballs meines damaligen Freundes entstanden. Der war übrigens Schuld an allem. Das Outfit habe ich 2006 oder 2007 verliehen an eine Freundin, inklusive selbstgesmiedetem Messer und meinen ultra bequemen römischen Bundschuhen - und es seit dem nie wieder gesehen. Es folgte eine lange Pause. Andere Dinge passierten, viele davon sind hier nachzulesen, aber lange nicht alle.

Aber immer bin ich vage geblieben. Zu faul für die wirklich gründliche Recherche, die auch als Nach- oder Beweis in ernsthaften Geschichtsdarstellerkreisen anerkannt worden wären. Es war grundsätzlich erstmal nichts falsch daran, es war nur ziemlich grob. Also aus der Sicht eines Re-enactors immer noch GroMi. Schließlich heißt Re-enactment so was wie nachspielen, wiederholen, nachstellen. Genau, eigentlich entbehrt es der eigenen Kreativität, denn es verlangt, dass man sich an gegeben historische Abläufe hält. Kein generischer Graf, sondern ein bestimmter Graf mit Namen, Wappen und nachvollziehbaren Lebensdaten. Und das zu recherchieren ist schon Arbeit, dass kann man nicht leugnen. Natürlich kann das auch Spaß machen, wenn man das richtige Handwerkszeug an der Hand hat und auch Erfolge bei seiner Recherche hat.
Erfolg wiederum definiert sich dadurch was man überhaupt sucht. Wenn man aber nicht mal einen konkreten Ausgangspunkt hat, ist ein ausbleiben des Erfolgs nicht verwunderlich.

Also, was will ich überhaupt? Die Tatsache dass ich eine Frau Suche, macht es nicht leichter, denn seine wir mal ehrlich, die Überlieferung der weiblichen Familienangehörigen ist sparsam, da selbst bei adeligen Familie die Töchter nur unter Fernerliefen zu finden sind. Selbst wenn man Zeugnisse zur Eheschließung findet, kann man daraus nicht immer lesen, welcher Abstammung sie entstammt, Eltern, Geburtsdatum etc. Geschweige denn, dass sich nähere Lebensumstände daraus ableiten ließen. Da wird es im ausgehenden Hochmittelalter und im Spätmittelalter schon einfacher.

Ich habe dann versucht mich an die größeren Geschlechter der Region zu halten. Aber die Ausbeute ist sparsam, wenn man versucht eine passende Kandidatin zu finden, die relativ zum eigenen Alter zu einem bestimmten Zeitpunkt lebte. Sagen wir, ich suche eine junge Dame aus der Region, Anfang 30 zum Zeitpunkt des  Limburger Erbfolgestreits (1283-1289) und der Schlacht von Worringen (1288).

Dazu kommt eine Zweitdarstellung für die zweite Hälfte des 12 Jahrhunderts.

Und darüber hinaus hat mich immer die lokale Geschichte meines Dorfs gereizt. Denn beim Burgfest 1993, anlässlich des 800 jährigen Jubiläums hatte ich den ersten Kontakt mit dieser Art Veranstaltung. Die Burg Lülsdorf ist nur einen Steinwurf vom Haus meiner Kindheit entfernt - 2 Minuten Fußweg, ca. 170m. Natürlich ist sie nicht original erhalten, sondern wieder aufgebaut worden. Aber es ist auch eher der Gedanke direkt eine Burg quasi auf der Türschwelle stehen zu haben, der sich da regte.

Ich habe nach ein wenig Suchen ein digitalisiertes Buch von 1881 gefunden mit dem Titel “Genealogische Forschungen über die Edlen von Lülsdorf“ , das schon detailliertere Informationen gibt als die Seite der Stadt Niederkassel, aber eben den Zeitraum vor 1200 gänzlich auslässt in Ermangelung irgendwelcher Urkunden und dann von 1278 bis 1300 auch nichts zu sagen hat. Wie also kann man da nicht frustriert sein?

Und dann noch unterschiedliche Angaben zu den Wappenfarben. Die Stadt Niederkassel spricht von roten Gegenzinnen auf goldenem Grund. Das Buch dagegen von silbernem Grund. Für die Umsetzung wäre mir goldener Grund lieber.

Ich war schon fast dabei zu weben, Seide zu bemalen und was man sonst noch so durch blinden Aktionismus und ungelenkten Enthusiasmus zu Wege bringen kann.