Mittwoch, 2. August 2017

Hinter den Kulissen - Organisatorisches

Oh, wie schön wäre es, sich einfach ins gemachte Nest setzen  zu können!
Ich habe schon an Lagern Teil genommen, wo einzelne in diesen Genuss gekommen sind. Weil sie lange arbeiten mussten und das Glück hatten zu einer Gruppe zu gehören, die sich wirklich als Gemeinschaft gesehen hat. Gemeinschaft meine ich hier in einer eher weitläufigen Bedeutung. Die Gruppe hat die ganze Ausrüstung und entsprechend haben die anderen sich darum gekümmert, da es in ihrem eigenen Interesse war. Ein Nachzügler kam also gar nicht wirklich in den Genuss einer Sonderbehandlung, er war vielmehr ein Nutznießer. Irgendwie bin ich noch nie wirklich als Nutznießer durchgekommen. Immer war ich mitten drin. Entweder habe ich mich um den Transport gekümmert - mit dem eigenen oder einem gemietetem Fahrzeug - , oder ich war am Veranstaltungsort um mit anzupacken, oder ich habe mein privates Eigentum für die Gemeinschaft zur Verfügung gestellt und eben dies befördert. Habe aufgebaut, geschleppt, ab dem ersten Tag war ich immer dabei.

Hinter den Kulissen war ich also immer aktiv in irgendeiner Form. Wenn man dann aus widrigen Gründen diese Aufgaben nicht mehr wahrnehmen kann, zieht das so einiges nach sich. Zum einen muss alles, was ich vorher erledigt habe, auf andere verteilt werden. Mit Nichten braucth man hier denken, dass ein einzelner dies in diesem Umfang täte. Aber die damit verbundene Denkarbeit und Planung kann man nicht einfach 'abgeben'. Das ist nicht jedem gegeben. Die Keramik bei mir abholen? Holz besorgen? Ach nööö, der Tag war schon so lang, und man war so viel unterwegs, Stau und so. Klar, ich weiß dass sowas nicht nur Spaß ist. Aber hey. IHR müsst dann aus der hohlen Hand trinken und die Hirse roh lutschen, abends frieren etc. pp.

Was ich hier unvermitittelt austeile? Nö, das ist nur zum verdeutlichen, dass dieses Hobby nicht nur lustig verkleidetes Campen ist. Wenn alle zusammenarbeiten und jeder seine Aufgabe hat, dann kann das wirklich gut laufen. Aber oft sind es ja nicht unbedingt gleich viele Leute und Aufgaben, bzw. gleich aufwändige Aufgaben. Mancher investiert mehr Zeit, ein anderer mehr Muskelschmalz. Und so lange nicht immer dieselben Nutznießer sind, ist das ja auch ok. Jeder soll seine Veranlagung so nutzen, wie es am effizientesten für die Gruppe ist. Ein eingespieltes Team ist unbezahlbar.

Aber nicht alle Gruppen sind so organisiert - Gruppenzelte, Gruppenkochstelle, Gruppenmöbel, Gruppengeschirr und -keramik ... . Manche Gruppe ist viel lockerer gefasst. Jeder hat seine eigene Ausrüstung - Zelt, Möbel, Geschirr etc. - und man baut trotzdem ein gemeinsames Lager auf. Jeder kümmert sich dann selbst um seinen Transport und vor Ort packt dann trotzdem jeder mit an um die Zelte aufzustellen etc.

Für mich war der Wechsel von der ersten Variante zur zweiten eine große Umstellung. Und ich muss sagen, bei der zweiten Variante habe ich anfänglich den Finanziellen Aufwand gescheut. Man muss ja schließlich alles selbst anschaffen. Und man muss es selbst transportieren, was für mich immer das aufwändigste Problem war. Aber ich habe mich damit arrangiert.
Vielleicht eher unerwartet war für mich aber, dass, obwohl es ja oberflächlich betrachtet mehr ein Einzelkämpfertum suggeriert, das Gemeinschaftsgefühl bei der zweiten Variante deutlich größer für mich war. Es wird einem geholfen und nicht nur der Eigennutz befriedigt.

Jetzt ist der organisatorische Aufwand eigentlich immer gleich groß. Ich muss mein Auto selbst beladen. Alles hochschleppen und 3D Tetris in meinem KleinSUV spielen. Das kann, wenn ich mal wieder was neues habe, schon mal 1,5 - 2 Stunden dauern (mit hochschleppen). Vorher gehe ich immer für mich alleine einkaufen. Selbst wenn es zentral gekocht wird, habe ich immer Proviant dabei. Der Drang zur Unabhägnigkeit ist dann zu stark.

Wie läuft das dann ab, wenn ein Lager ansteht?
Erstmal muss ich mir in der Regel mindestens 2 Tage Urlaub nehmen für jedes Lager, da ich ja nachts, von freitags auf samstags arbeiten muss. Ist der Aufbau donnerstags (weil die Veranstaltung Freitag beginnt) oder dauert bis montags, muss ich entsprechend mehr Urlaub nehmen. Natürlich bekomme ich nicht automatisch mit jedem gestellten Urlaubsantrag auch den Urlaub. Um meine Chancen zu erhöhen muss ich den Antrag zusammen mit dem Jahresurlaub bis zum 31.10. des Vorjahres einreichen. Auch dann kann ich noch einen abgelehnten Antrag zurück bekommen. Dann ist das Lager in der Regel für mich gestorben. Am Ende der Woche, samstags, brauche ich immer eine längere Rekonvalenzenzphase - Erholung und z.T. auch auskurieren von den Wehwehchen der Arbeitswoche. Da beneide ich manchmal die normalen Erwerbstätigen, die freitags mal früher Schluss machen können. Dann fahren sie vielleicht erst um fünf Zuhause los und sind vielleicht erst am frühen Abend vor Ort, aber ihr Rhythmus lässt das zu. Sie können in Ruhe aufbauen, legen sich später schlafen und können samstags frisch aufstehen. Für mich ist jedes Lager ein Kampf gegen meinen gewohnten Rhythmus. Wenn langsam alle abends zu Bett gehen, werde ich erst aktiv. Erst wollte man dies dem Alkohol zuschreiben, aber auch ohne berauschende Getränke bleibt es dabei, dass ich nach 22 Uhr munter werde. Wenn ich im Zelt schlafe kann ich auch sehr früh wach sein. Manchmal wirklich sehr früh, gegen fünf manchmal schon. Aber letztlich halte ich dann den Tag nicht durch, der Tag wird dann zu lang für mich.

Dann muss ein Katzensitter organisiert werden. Zwei Stubentieger möchten trotzdem ihr Futter, auch wenn der Mensch meint, er müsse sich anderswo verlustieren. Daran kann es auch scheitern T_T Ohne Katzensitter stirbt so ein Lager auch für mich.
Dann muss die Wohnung trotz des Chaos, dass ich in der Vorbereitung verursache, wieder vorzeigbar gemacht werden, damit der Katzensitter nicht der Schlag trifft und die Katzen keinen Unfug anstellen in meiner Abwesenheit.
Außerdem muss ich für mein Pferd Arrangements treffen und meinen Stalldienst freitags wegtauschen. Und gerade in der Saison 2017 muss ich genau meine Zeit zwischen den Lagern planen, da wir für einen Wanderrit trainieren. Also muss ich die Einheiten freitags und sonntags unter der Woche vorziehen oder nachholen.
Zudem unterstütze ich meine Tante donnerstags im Haushalt. Das muss ich ggf. auch vorziehen.

Außerdem besteht immer die Möglichkeit, dass ich, dank meiner körperlichen Beschäftigung mal wieder Einschränkungen habe. Aktuell ist es wohl wieder der entzündete Ischijas. Manchmal kann ich dann nur schlecht gehen. Oder wie im Mai 2016, wo ich  mich beim Beladen verhoben habe und dann doch nicht zur Veranstaltung fahren konnte.

Natürlich interessiert kaum einen meine persönlichen Problemchen. Was die Litanei meiner persönlichen Hürden aber schön illustrieren kann ist folgendes:
  • Es ist ein zeitintensives Hobby
    • Auch wenn es dank anderer Jobs durchaus weniger Urlaubstage als in meinem Fall frisst, kommt man ggf. nicht ohne aus.
  • Es erfordert organisatorisches Talent. 
    • Andere Verpflichtungen, sei es 'konkurrierende' Hobbys, Haustiere, Familie etc. müssen um so ein Lager arrangiert werden. Nur wenige haben so ein 'leeres' Leben, dass sie ohne organisatorischen Aufwand einfach so auf Lager fahren können.
  • Irgendwann braucht man Hilfe.
    • Sei es beim Aufbau des Zeltes, oder weil man Dussel was vergessen hat (sehr beliebt: Flaschen- oder Dosenöffner), weil man ein Sonnensegel schlecht alleine aufgebaut bekommt (wobei mir da gerade eine Methode vorschwebt, mit der das klappen sollte), oder was auch immer. Im Zweifelsfall immer freundlich zu den Nachbarn sein, man weiß ja nie, wann man auf sie angewiesen ist.
  • Man sollte seine eigenen Grenzen kennen
    • sowohl körperlich, als auch die in allen anderen Belangen. Ja, manche vielleicht auch intellektuell. Da besteht keine Schande es einzugestehen, wenn man etwas nicht weiß, so lange man genug Charakter hat um sich um einen Ausgleich zu bemühen. Also fragt, wenn ihr was nicht wisst, oder bittet eben um Hilfe, wenn ihr es alleine nicht schafft. Oder lasst es. Soll sich nur keiner beschweren, wenn es hinterher nicht geklappt hat und dann anderen die Schuld dafür zuweisen.