Montag, 7. Juni 2021

Essen und Trinken I: das Projekt und die Literatur

 Schon vor Jahren, noch bei der Terra Coloniensis, habe ich kurz das Thema Essen und Trinken angeritzt. Aber jetzt, dank der Corona Pandemie haben wir ja doch mehr Zeit. Da ich für 'das mache ich im Winter' einfach zu verpeilt bin, habe ich mir nun etwas anderes überlegt.

Ich möchte ein Projekt starten zum Thema Essen und Trinken. Da ich bereits im Besitz einiger Bücher, u.a. auch verschiedener Bücher mit Rezepten oder was dem am nächsten kommt, bin, sollte das kein unmögliches Unterfangen sein.

Der Plan sieht wie folgt aus:

Zunächst sichte ich natürlich die Grundlegende Literatur. Da dies eher ein Querlesen wird, um mich einzustimmen, werde ich hierzu eingangs keinen umfassenden Eintrag verfassen.

Anschließend werde ich meine "Kochbücher" vergleichen. Gleiche, oder zumindest ähnliche Rezepte auflisten und anhand dessen eine Rangliste erstellen. Anhand dieser Rangliste werde ich dann die Rezepte versuchen nachzukochen. Es werden sicherlich Hürden auftreten, wie beispielsweise Singvögel als Zutaten, welche ich eher nicht überwinden kann. Sollten zu viele Zutaten unerreichbar sein, werde ich nicht versuchen das Rezept nach zu kochen.

Ich bin noch nicht ganz sicher, in welchem Turnus ich dieses Projekt durchführen möchte. Ein Rezept wöchentlich? Oder alle 2 Wochen? Oder doch lieber nur eine Kochsession pro Monat? Vielleicht lässt sich dann ein oder mehrere "Versuchskaninchen" finden, die mit mir das Ergebnis verköstigen. Verschiedene Geschmäcker, und möglicherweise eine etwas objektivere Bewertung wären auch interessant.

Ob ich im Garten überm Feuer kochen möchte, oder ob es doch im Edelstahltopf in der Küche auf dem Ceranfeld wird, sei dahingestellt. Sicherlich würde die erste Variante noch weitere Informationen und Erfahrungswerte bieten. Zum Beispiel könnte ich mir vorstellen, dass der Edelstahltopf weniger den geschmack beeinflusst, als ein geschmiedeter oder Keramiktopf. Auch die Kochdauer überm Feuer wäre interessant. In Kombination mit der Einstellung der Hale, wäre das wahrlich nützlich zu wissen.
So könnte sich nicht nur eine Einschätzung bezüglich des Geschmacks (und somit auch ob es den persönlichen Geschmack trifft), sondern auch wie aufwändig das ganze auf einem Lager sein würde emulieren. Vorbereitungs- bzw. Zubereitungs- und Kochdauer zu wissen, hat entscheidenden Einfluss auf die Planung der Mahlzeiten auf einem Lager. In der Vergangenheit gab es immer ein wenig Unmut, ob der späten Mahlzeiten. Wenn man aber auch erst anfängt zu kochen wenn man Hunger bekommt, bleibt es nicht aus, dass die Mahlzeit erst nach Einbruch der Dunkelheit servierfertig wird.
Ich fände es begrüßenswert, könnte man anderen mitteilen, "das Essen wird gegen 17 Uhr fertig sein" und dann ist es auch irgendwann zu dieser Zeit tatsächlich servierfertig.


Also hier der Aufruf:

Wer wäre bereit sich als Testperson zur Verfügung zu stellen um (im noch festzulegenden Turnus) tatsächlich mittelalterliche Gerichte nach überlieferten Rezepten (oder zumindest Zutatenlisten) zuzubereiten und zu verköstigen?

1-2 Testpersonen wären wünschenswert.

Als vorab Warnung: Meines Wissens nach, ist Mittelalterliche Küche sehr ungewohnt von dem, was wir heute in der europäisch-multikulti Küche gewohnt sind, solltest du ein "picky eater", "Verschnuppt" oder sonst wie Hemmungen haben ungewöhnliche kombinationen oder Zutaten zu essen, ist dieses Projekt eher nichts für dich. Süß-scharf, sehr würzig oder vielleicht auch mal eher fad wird mit Sicherheit dabei sein. Sollte das für dich eher einen Würgereiz bedeuten, wie gesagt, ist dies nichts für dich. Bist du experimentierfreudig und an historischer Küche interessiert, melde dich (o;


Die vorläufige Literaturliste:

  • Schubert, Ernst (2006). Essen und Trinken im Mittelalter. (1. Aufl.) Primus Verlag
  • Maier, Robert (2017). Liber de Coquina - Das Buch der guten Küche. (1. Edition.) Amazon Distribution
  • Blume, Jacob (2009). Das Buch von guter Speise. Mittelalterlich Kochen. Gerichte und ihre Geschichte. (2. Edition) Die Werkstatt
  • Anonymous ()Wie man eyn teutsches Mannsbild bey Kräfften hält. Die vergessenen Küchengehe... () Orbis Verlag
  • Ehlert, Trude (2000). Das Kochbuch des Mittelalters: Rezepte aus alter Zeit, eingeleitet, erläutert und ausprobiert. (Sonderausgabe) Patmos 
  • Kaiser, Reinhold (2002).  Trunkenheit und Gewalt im Mittelalter. Böhlau

Da Essen und Trinken nicht nur unter dem Gesichtspunkt der Deckung des Energiebedarfs / Befriedigung von Hunger und Durst zu sehen sind, sondern im weiteren Kontext - der soziale, rituelle und medizinische Stellenwert zum Beispiel - wird sicherlich im Laufe der Zeit noch weitere Literatur mit einfließen, was aber für das vordergründige Experiment, das Nachkochen von Gerichten, erst einmal von nachgeordneter Relevanz ist. Jedoch kann es für die Darstellung hilfreiche Anhaltspunkte geben.

Das Nachkochen soll Erfahrungswerte generieren. Der theoretische Teil, mit den "hilfreichen Anhaltspunkten" soll aber auch in die spätere Darstellung einfließen. Natürlich ist eine Überprüfung von Gebrauchsgegenständen wie Koch- und Essutensilien hier genauso Teil wie die Wahl der Gerichte, die Reihenfolge, welche Bevolkerungsgruppe welche Nahrungsmittel konsumierten und zu welcher Gelegenheit. Wie viele Mahlzeiten am Tag, wer bereitet sie zu und in welcher Art und Weise werden sie dargereicht. Wirkt sich die soziale Hirachie auf die Reihenfolge oder Portionsgröße aus? Gibt es Begleitende Gebräuche (Gebet, Segen, Danksagung, Handwaschung - aus hygienisch oder rituellen Gründen?), welche Getränke zu welcher Gelegenheit? Wie sieht es mit Snacks aus? - Man möge über solche Fragen lachen, aber bedeken wir mit welcher, fast religiösen ernsthaftigkeit heute verschiedene Strömungen sich des Themas Ernährung annehmen, wie kann man da nicht Fragen stellen? 

Und das weite Feld der Diätik - nicht um abzunehmen, sondern Ernährung als Zweig der mittelalterlichen Medizin, wie hat sich das auf die allgemeine Ernährung ausgewirkt? Gibt es Lebensmittel, die rein aus medizinschen Gesichtspunkten konsumiert wurden? Oder wurden sie anders zubereitet? Galten sie vielleicht für Gesunde gar als schädlich? 

 

Offensichtlich habe ich viele Fragen. Nun, wie könnten sich die Antworten auf die Darstellugn auswirken? Hier soll erstmal unterschieden werden: viele Gruppen binden die Mahlzeiten überhaupt nicht in ihre Darstellung mit ein. Es wird also zu diesem Zeitpunkt keine Darstellung betrieben, sondern eher eine "Drehpause" eingelegt und gemeinsam gesellig gegessen. Der Umgebung geschuldet vielleicht auf offenem Feuer, aber eben ein beliebiges Gericht. Die Ausrüstung ist also auch zu diesem Zeitpunkt eher nachrangig, hauptsächlich darauf bedacht das Bild nicht zu sehr zu stören. Hier finden sich also Edelstahl- oder Emailltöpfe und ein buntes Sortiment aus Holz und Tonwaren als Geschirr. Wo diese Variante praktiziert wird, sind die Antworten, selbst die Fragen gänzlich unerheblich.

Wo jedoch auch die Zubereitung und die Mahlzeit an sich in die Darstellung integriert wird, kommen eben Details  zu Utensilien, Zutaten, ob auf dem Tisch ein Tischtuch liegt, ob am Tisch auf die Teller aufgetragen wird, oder ob bereits angerichtete Teller serviert werden schon einen Unterschied. Es ist ein Theaterspiel, wer bekommt zuerst serviert? Bekommt der beste Esser die größte Portion, oder derjenige, dessen Darstellung dies diktiert? (Natürlich soll an dieser stelle deswegen niemand Hunger leiden, es geht um Symbolwirkung.) 

 

Letztlich wird natürlich auch darauf eingegangen, dass Lebensmittel sowie Getränke produziert werden müssen. Ein kruzer Exkurs in Landwirtschaft und Handel sind hier unumgänglich um zu untermauern, weshalb manche Lebensmittel vielleicht theoretisch verfügbar gewesen sind, aber dennoch unwahrscheinlich konsumiert, oder zumindest nur sehr eingeschränkt konsumiert wurden, sowie regionale unterschiede in der Ernährung. Hier kommen sicherlich auch Hungersnöte und ihr Zustandekommen durch Missernten oder demographischen Wandel zur Sprache.

 Welche Aspekte rund um das Thema Ernährung, Essen und Trinken würdet ihr noch ihm Rahmen eines solchen Projekts anschneiden? Ich möchte das Projekt offen gestalten, es soll weder eine Deadline geben, noch sollen Themen ausgeschlossen werden oder ähnliches. Wenn es mit Essen und Trinken zutun hat, hat es seine Berechtigung hier Erwähnung zu finden.

 Weitere Literaturvorschläge, ob Sekundärlitertur, Oder Quellen in Word oder Bild sind gern gesehen. Die vorläufige Liste ist, wie sie heißt, vorläufig und beschränkt sich zunächst auf die offensichtlichen Verdächtigen in meinem Privatbesitz. Habe ich diese abgegrast, werde ich mich auf die Suche nach weiterer Literatur machen. Derweil werde ich die bereits in den Kochbüchern schon aufbereiteten Rezepte versuchen nach zu kochen und das Ergebnis - vielleicht mit Unterstützung von weiteren Testpersonen - nach verschiedenen Gesichtspunkten bewerten.

  • Verfügbarkeit der Zutaten
  • Aufwändigkeit in der Zubereitung
  • Zubereitungszeit
  • Geschmack
  • [ggf. Probleme bei authentischer Zubereitung]
    • mit authentischen Utensilien
    • Konflikt in der Nutzung einer Feuerstelle  
    • Kühlung / Warmhalten

 Und bevor das hier weiter Ausartet: Jedem Gesichtspunkt will ich einen Eintrag widmen, so wie jedem Rezept. Hoffentlich gibt das eine übersichtlichere Struktur.

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